Vor 75 Jahren versank Hitlers stärkstes Schlachtschiff "Bismarck" in den Tiefen des Atlantiks. Dabei galt es als "unsinkbar". Über 2000 Deutsche ertranken nach einem Angriff der britischen "Royal Navy".
Quelle: Die Welt
Ehre ist eine ambivalente Sache. Sie kann helfen, sinnvolles Verhalten aufrechtzuerhalten – sie kann aber auch zu völlig unsinnigem Handeln führen. So gilt es in den meisten Kulturen der Welt für einen Soldaten als ehrenvoll, sich in aussichtsloser Lage zu ergeben. Manchmal allerdings verlangt ein traditioneller Ehrenkodex auch das Selbstopfer, weil jede Kapitulation als unehrenhaft gilt.
Schlachtschiff "Bismarck"
Zweiter Weltkrieg
"Unternehmen Rheinübung" – Ende der "Bismarck"
Am Vormittag des 27. Mai 1941 befand sich die Führung der "Bismarck" genau in dieser Situation. Seit 8.45 Uhr lag das größte und stärkste Schlachtschiff, das die deutsche Kriegsmarine bis dahin eingesetzt hatte, im Atlantik im vernichtenden Feuer von zwei britischen Schlachtschiffen, zwei schweren Kreuzern und wurde zusätzlich von den Torpedobombern eines Flugzeugträgers umkreist. Die schnelle, feuerstarke und gut gepanzerte "Bismarck" war manövrierunfähig und konnte sich deshalb nicht absetzen.
„Wir kämpfen bis zur letzten Granate“: Admiral Günther Lütjens (1889–1941)
Foto: picture alliance / Mary Evans Pi
"Wir kämpfen bis zur letzten Granate": Admiral Günther Lütjens (1889–1941)
"Wir kämpfen bis zur letzten Granate", hatte der Kommandeur des Verbandes, Admiral Günther Lütjens, in einem seiner letzten Funksprüche an Hitler angekündigt. Tatsächlich waren die Munitionsvorräte für die 38-Zentimeter-Geschütze der "Bismarck" kurz vor neun Uhr verschossen. Es blieb nur noch die mittelschwere Artillerie, mit der beim Gegner keine nennenswerten Schäden mehr verursacht werden konnten. Bald schwiegen auch diese Geschütze. 2876 britische Geschosse schwerer Kaliber hatten das deutsche Schlachtschiff kampfunfähig gemacht.
Die "Bismarck" lag schwer getroffen tief im Wasser. Jetzt wäre der richtige Moment zum ehrenvollen Aufgeben gewesen, zur Kapitulation. Sicher mehrere Hundert der gut 2200 Mann starken Besatzung waren getötet worden, vielleicht sogar deutlich mehr – während eines Gefechtes wurden keine Verlustmeldungen aufgenommen. Dennoch lebte wohl die Mehrheit der Männer an Bord noch.
Wenn Lütjens oder Kapitän Erich Lindemann in dieser Situation aufgegeben hätten, wären diese Menschen vermutlich gerettet worden. Die britischen Schlachtschiffe hatten das Artilleriefeuer eingestellt, der Kreuzer "HMS Dorsetshire" näherte sich dem noch schwimmenden Wrack der "Bismarck", um ihr mit drei Torpedos den letzten Stoß zu versetzen. In den Logbüchern der Royal-Navy-Schiffe wurde eigens vermerkt, dass am Mast des Schlachtschiffs noch immer trotzig Lütjens Stander flatterte: Das Schiff weigerte sich, die Flagge zu streichen.
Nur 115 Besatzungsmitglieder der „Bismarck“ überlebten
Foto: Public Domain/Imperial War Museum ZZZ3130C
Nur 115 Besatzungsmitglieder der "Bismarck" überlebten
Nach drei Torpedotreffern begann die "Bismarck" nach Backbord zu krängen, schwamm bald kieloben und versank dann. Nur 115 Mann der Besatzung wurden gerettet. Doch vermutlich waren es nicht die Torpedos, die das riesige Schiff zum Untergehen brachten. Denn mehrere der Überlebenden berichteten, der Erste Offizier, Fregattenkapitän Hans Oels, habe den Befehl zur Selbstversenkung erteilt; daraufhin seien die vorbereiteten Sprengladungen an den Ventilen in der Bilge (dem Raum über dem Kiel) der "Bismarck" gezündet worden. Vermutlich kostete diese Weisung noch einmal viele Hundert Menschen das Leben.
Warum gab die zusammengeschossene "Bismarck" nicht einfach auf? Warum wurde die Besatzung nicht evakuiert? Es war äußerst unwahrscheinlich, dass die Royal Navy den schwer angeschlagenen Stahlkoloss nach Großbritannien geschleppt hätte, um ihn dort abzuwracken – das Risiko für eigene Schiffe durch deutsche U-Boote und schlechtes Wetter war dafür viel zu groß. Wahrscheinlich wäre das noch schwimmende Wrack auch nach einer Kapitulation versenkt worden und hätte damit seine militärtechnischen Geheimnisse mit sich genommen.
Nicht Ratio, sondern der Ehrenkodex der Kriegsmarine führte zum sinnlosen Tod großer Teile der Besatzung. "Mit wehender Fahne unterzugehen" war so etwas wie der Fetisch in Marineoffizierskreisen, erklärt der Historiker Holger Afflerbach die Selbstaufgabe. Übrigens nicht nur in Deutschland. Ähnlich gehandelt hatte auch der Kommandant der "HMS Monmouth" am 1. November 1914 in der Seeschlacht von Coronel: Er ließ sein Schiff und die komplette Besatzung lieber versenken, als wenigstens ein paar Hundert Menschenleben durch rechtzeitiges Aufgeben in aussichtsloser Lage zu retten.
Das Gefecht bei den Falklandinseln 1914
So sichteten sich die Gegner am 8. Dezember 1914 bei den Falkland-Inseln im Südatlantik.
So sichteten sich die Gegner am 8. Dezember 1914 bei den Falkland-Inseln im Südatlantik.
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Als beispielhaft galt in der Zwischenkriegszeit das Verhalten von Admiral Maximilian Graf Spee in der Seeschlacht bei den Falklandinseln: Mit seinen beiden Panzerkreuzern "Scharnhorst" und "Gneisenau" sowie einigen weiteren Schiffen stand er am 8. Dezember 1914 einem weit überlegenden Geschwader der Royal Navy gegenüber. Obwohl er keinerlei Aussicht hatte, den artilleristisch überlegenen Gegner zu beschädigen oder zu entkommen, stellte er sich zum Kampf und ließ sich zusammenschießen; nur einen Kleinen Kreuzer ließ er abdampfen. Mit etwa 2200 Mann starb Graf Spee im Südatlantik.
Das genaue Gegenteil tat Kapitän Hans Langsdorff, Kommandant des Panzerkreuzers "Admiral Graf Spee", im Dezember 1939 in der Bucht von Montevideo. Auch sein Schiff hatte keinerlei Aussicht mehr, den Kampf erfolgreich fortzusetzen; vor Hoheitsgewässern Uruguays wartete eine überlegene Kampfgruppe der Royal Navy auf ihn. Also ließ er sein Schiff am 17. Dezember die Reede mit der Mindestbesatzung verlassen und gab abseits der Hauptfahrrinne den Befehl, die Bilgeventile zu sprengen.
Die Besatzung wurde im neutralen Argentinien interniert, Langsdorff selbst erschoss sich. Er wusste, warum: In Deutschland galt er wegen seiner Entscheidung als Verräter; der Witwe wurde wegen seiner "Feigheit vor dem Feind" die Pension gekürzt. Und Admiral Erich Raeder, der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, gab umgehend einen unmissverständlichen Befehl: "Das deutsche Kriegsschiff kämpft unter vollem Einsatz seiner Besatzung bis zur letzten Granate, bis es siegt oder mit wehender Fahne untergeht."
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Das Ende des Panzerschiffs "Graf Spee"
Offiziell war die „Graf Spee“ ein Panzerschiff mit 10.000 Tonnen. Seine Bewaffnung mit 28-Zentimeter-Geschützen und seine Panzerung machten es aber zu einem kleinen Schlachtschiff. Im August 1939 lief die „Graf Spee“ zur Kaperfahrt in den Atlantik aus.
Offiziell war die "Graf Spee" ein Panzerschiff mit 10.000 Tonnen. Seine Bewaffnung mit 28-Zentimeter-Geschützen und die Panzerung machten es aber zu einem kleinen Schlachtschiff. Im August 1939 lief die "Graf Spee" zur Kaperfahrt in den Atlantik aus.
Quelle:welt-news24@blogspot.com
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