Einer ist Witwer, der andere wurde verlassen. Als Tänzer und Unterhalter auf einem Kreuzfahrtschiff suchen sie nach dem neuen Leben und nach der Liebe. Das ZDF zeigt eine Doku über "Die letzten Gigolos".
Von Alexander Jürgs
Foto: ZDF und Janis MazuchEin Gigolo in seinem Element. Peter ist Tänzer und charmanter Gesellschafter
Er breitet die Krawatten auf dem Bett aus, mindestens ein Dutzend. Zu jeder einzelnen zählt er auf, wie sie wirkt. Hellblau mit Rosa gestreift: jugendlich. Dunkelrot und Himbeere: elegant und vornehm. Beige: zurückhaltend und fein. Der Eindruck, den er bei den Frauen hinterlässt, das ist nicht nur Peters Kapital, das ist sein Leben.
Er hat kein Gramm Fett zu viel, der Bart ist fein gestutzt, er ist ein smarter Typ. Sein Aussehen ist harte Arbeit. Sein Alter, er ist 74, sieht man ihm nicht an. Peter ist Gentleman Host auf einem Luxusliner. Das, was er tut, ist für ihn mehr als ein Job, Geld verdient er damit keins.
Peter versüßt alleinstehenden Seniorinnen die Kreuzfahrtreisen. Er fordert zum Tanz auf, er hält Small Talk, er verteilt Rosen. Für seine Dienste lassen die Reedereien ihn kostenlos über die Ozeane schippern. "Meine Hauptaufgabe ist es, Kavalier zu sein", sagt Peter.
Babs, die lustige Witwe
"Die letzten Gigolos" heißt die Dokumentation, die sich dem Phänomen der Gentleman Hosts widmet. Der österreichische Regisseur Stephan Bergmann, Jahrgang 1980, hat sie gedreht. Auf einigen Filmfestivals lief sie bereits, nun zeigt das ZDF sie in der Reihe "Das kleine Fernsehspiel". Peter ist einer von drei Protagonisten des Films. Er ist der erfahrene Mann an Bord. Heinz ist der Neuling, die dokumentierte Reise auf der "MS Deutschland" ist sein Einstieg als Gentleman Host. Und dann ist da noch Babs, die lustige Witwe.
Schon mit ihrem Mann war sie ständig auf den Meeren unterwegs. Babs sagt selbst, sie sei süchtig nach Kreuzfahrten. "An Bord, das ist ein ganz anderes Leben", erklärt sie. Denn auf dem Kreuzfahrtdampfer ist selbstverständlich, was auf anderen Reisen etwas Anrüchiges hat: an die Bar gehen, flirten, tanzen. "Die letzten Gigolos" ist ein Film über die Sehnsucht.
Peter träumt davon, noch einmal "die Richtige" zu treffen
Dass nicht gespottet wird über die Protagonisten, dass ihre Träume nicht belächelt werden, das ist das Schöne an der Dokumentation. Als Gentleman Hosts erkämpfen sich Peter und Heinz ein großes Stück Freiheit. Peter ist schon seit vielen Jahren Witwer. Als seine Frau starb, hat er sich in der Arbeit vergraben, erzählt er. Irgendwann merkte er, dass ihm das nicht hilft. Heute träumt er davon, auf einer seiner Reisen doch noch einmal "die Richtige" zu treffen.
Er breitet die Krawatten auf dem Bett aus, mindestens ein Dutzend. Zu jeder einzelnen zählt er auf, wie sie wirkt. Hellblau mit Rosa gestreift: jugendlich. Dunkelrot und Himbeere: elegant und vornehm. Beige: zurückhaltend und fein. Der Eindruck, den er bei den Frauen hinterlässt, das ist nicht nur Peters Kapital, das ist sein Leben.
Er hat kein Gramm Fett zu viel, der Bart ist fein gestutzt, er ist ein smarter Typ. Sein Aussehen ist harte Arbeit. Sein Alter, er ist 74, sieht man ihm nicht an. Peter ist Gentleman Host auf einem Luxusliner. Das, was er tut, ist für ihn mehr als ein Job, Geld verdient er damit keins.
Peter versüßt alleinstehenden Seniorinnen die Kreuzfahrtreisen. Er fordert zum Tanz auf, er hält Small Talk, er verteilt Rosen. Für seine Dienste lassen die Reedereien ihn kostenlos über die Ozeane schippern. "Meine Hauptaufgabe ist es, Kavalier zu sein", sagt Peter.
Babs, die lustige Witwe
"Die letzten Gigolos" heißt die Dokumentation, die sich dem Phänomen der Gentleman Hosts widmet. Der österreichische Regisseur Stephan Bergmann, Jahrgang 1980, hat sie gedreht. Auf einigen Filmfestivals lief sie bereits, nun zeigt das ZDF sie in der Reihe "Das kleine Fernsehspiel". Peter ist einer von drei Protagonisten des Films. Er ist der erfahrene Mann an Bord. Heinz ist der Neuling, die dokumentierte Reise auf der "MS Deutschland" ist sein Einstieg als Gentleman Host. Und dann ist da noch Babs, die lustige Witwe.
Schon mit ihrem Mann war sie ständig auf den Meeren unterwegs. Babs sagt selbst, sie sei süchtig nach Kreuzfahrten. "An Bord, das ist ein ganz anderes Leben", erklärt sie. Denn auf dem Kreuzfahrtdampfer ist selbstverständlich, was auf anderen Reisen etwas Anrüchiges hat: an die Bar gehen, flirten, tanzen. "Die letzten Gigolos" ist ein Film über die Sehnsucht.
Peter träumt davon, noch einmal "die Richtige" zu treffen
Dass nicht gespottet wird über die Protagonisten, dass ihre Träume nicht belächelt werden, das ist das Schöne an der Dokumentation. Als Gentleman Hosts erkämpfen sich Peter und Heinz ein großes Stück Freiheit. Peter ist schon seit vielen Jahren Witwer. Als seine Frau starb, hat er sich in der Arbeit vergraben, erzählt er. Irgendwann merkte er, dass ihm das nicht hilft. Heute träumt er davon, auf einer seiner Reisen doch noch einmal "die Richtige" zu treffen.
Foto: ZDF und Janis MazuchEin Gigolo in seinem Element. Peter ist Tänzer und charmanter Gesellschafter
Heinz hat sein Leben lang als Manager gearbeitet, zwölf Stunden, 14 Stunden oder noch mehr. Daran ist seine Ehe zerbrochen. Mit den Kreuzfahrten will auch er nun in ein neues Leben starten. Es hat etwas Rührendes, wie der erfahrene Peter ihn an die Hand nimmt, ihn in die Riten der Kreuzfahrt-Gigolos einführt, ihm etwa erklärt, worauf man achten muss, um die Tanzwilligen unter den Frauen zu identifizieren.
"Die letzten Gigolos" ist alles andere als ein typischer Dokumentarfilm, nicht nur deshalb, weil auf eine einordnende Reporterstimme aus dem Off verzichtet wird. Vor allem beeindruckt der Film wegen seiner eleganten Bilder. Wie er gefilmt wurde, das ist großes Kino.
Sie wollen noch etwas entdecken
Die Kamera fokussiert Details, zeigt etwa das Einfädeln eines Manschettenknopfs, fängt in ruhigen Bildern die Wassergymnastik-Stunde im Außenpool ein, zeigt die Dösenden an Deck, die Arbeitsabläufe in den Küchen, das Meer aus der Vogelperspektive, die sich kräuselnden Wellen. Man taucht tief ein in die Welt aus Welcome-Drinks und Klaviermusik, aus Kartenspielen und Perlenketten. Und man hört all die kitschigen Lieder: "Love Is In The Air", "Stand By Me", "Bei mir bist du scheen".
Heinz hat sein Leben lang als Manager gearbeitet, zwölf Stunden, 14 Stunden oder noch mehr. Daran ist seine Ehe zerbrochen. Mit den Kreuzfahrten will auch er nun in ein neues Leben starten. Es hat etwas Rührendes, wie der erfahrene Peter ihn an die Hand nimmt, ihn in die Riten der Kreuzfahrt-Gigolos einführt, ihm etwa erklärt, worauf man achten muss, um die Tanzwilligen unter den Frauen zu identifizieren.
"Die letzten Gigolos" ist alles andere als ein typischer Dokumentarfilm, nicht nur deshalb, weil auf eine einordnende Reporterstimme aus dem Off verzichtet wird. Vor allem beeindruckt der Film wegen seiner eleganten Bilder. Wie er gefilmt wurde, das ist großes Kino.
Sie wollen noch etwas entdecken
Die Kamera fokussiert Details, zeigt etwa das Einfädeln eines Manschettenknopfs, fängt in ruhigen Bildern die Wassergymnastik-Stunde im Außenpool ein, zeigt die Dösenden an Deck, die Arbeitsabläufe in den Küchen, das Meer aus der Vogelperspektive, die sich kräuselnden Wellen. Man taucht tief ein in die Welt aus Welcome-Drinks und Klaviermusik, aus Kartenspielen und Perlenketten. Und man hört all die kitschigen Lieder: "Love Is In The Air", "Stand By Me", "Bei mir bist du scheen".
Foto: ZDF und Janis MazuchAuf einer Kreuzfahrt finden sich Paare. Bleiben sie auch danach zusammen?
Ganz selbstverständlich, ganz unaufgeregt erzählt Stephan Bergmann in seinem Film auch davon, dass Sexualität für die Senioren noch immer eine wichtige Rolle spielt, wenngleich sich vieles verändert hat. "Warum sich Frauen junge Männer suchen? Wegen der Potenz", sagt Babs und lacht. In der Frauenrunde geht es so aufgeregt zu wie bei Teenies in der Raucherecke. Sie wollen noch etwas entdecken, das Leben ist für sie noch lange nicht vorbei. Und nicht nur Peter, der Charmeur alter Schule, ist auf der Suche nach einer neuen Liebe, nicht nur er wünscht sich ein neues Glück. "Allein sein hilft nichts", sagt Babs.
Ganz selbstverständlich, ganz unaufgeregt erzählt Stephan Bergmann in seinem Film auch davon, dass Sexualität für die Senioren noch immer eine wichtige Rolle spielt, wenngleich sich vieles verändert hat. "Warum sich Frauen junge Männer suchen? Wegen der Potenz", sagt Babs und lacht. In der Frauenrunde geht es so aufgeregt zu wie bei Teenies in der Raucherecke. Sie wollen noch etwas entdecken, das Leben ist für sie noch lange nicht vorbei. Und nicht nur Peter, der Charmeur alter Schule, ist auf der Suche nach einer neuen Liebe, nicht nur er wünscht sich ein neues Glück. "Allein sein hilft nichts", sagt Babs.
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