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subota, 17. rujna 2016.

Putin blamiert sich an den globalen Finanzmärkten


Bedröppelter Gesichtsausdruck: Der russische Präsident Wladimir Putin auf einem Gipfeltreffen in Sotschi in der vergangenen Woche. An den Finanzmärkten läuft es für den Kreml-Chef nicht so wie erhofft.


Foto: AFPBedröppelter Gesichtsausdruck: Der russische Präsident Wladimir Putin auf einem Gipfeltreffen in Sotschi in der vergangenen Woche. An den Finanzmärkten läuft es für den Kreml-Chef nicht so wie erhofft.


So hat sich Wladimir Putin die Rückkehr seines Landes auf die Finanzbühne sicher nicht vorgestellt. Vor drei Monaten kündigte der Kreml großspurig an, den globalen Kapitalmarkt anzuzapfen und neue Staatsanleihen zu verkaufen. Von den Wall-Street-Giganten über europäische Institute bis hin zu chinesischen Kreditgebern würden nahezu alle Banken von Rang und Namen Schlange stehen, um das Geschäft abzuwickeln.

Zum ersten Mal seit der Verhängung westlicher Sanktionen sollte ein zehnjähriger Schuldtitel in Dollar verkauft werden. Auf diese Weise wollte Putin aller Welt zeigen, dass Russland auch an den Finanzmärkten eine Weltmacht ist, und nebenbei sich dringend benötigte Dollar-Devisen beschaffen.
"Ölproduzenten werden weiter am Limit agieren"




Nach heftigen Debatte erklärten die Opec-Staaten das Scheitern der Gespräche. Die Ölförderung wird nicht gekappt. Eugen Weinberg, Chef-Rohstoffanalyst der Commerzbank, erklärt nach dem Treffen im April, warum das vorauszusehen war.Quelle: Die Welt

Doch aus dem machtvollen Comeback ist nichts geworden. Am Montag musste das russische Finanzministerium kleinlaut einräumen, den lange angekündigten Verkauf der Dollar-Anleihen in Eigenregie abwickeln zu müssen. Man werde unter alleiniger Führung der staatlich geführten VTB Capital die Papiere allein verkaufen.


Angst vor der schwarzen Liste



Offensichtlich konnte der Kreml für den Verkauf an Investoren keine westliche Bank gewinnen. Im Februar hatten sowohl die US-Regierung als auch die Europäische Union die Institute gewarnt, derartige Geldgeschäfte mit Russland zu machen.

Zwar verbieten es die offiziellen Sanktionen den Banken nicht, bei Auktionen von Anleihen mitzubieten. Dem russischen Staat darf durchaus Geld geliehen werden. Nicht Russland selbst steht auf der Sanktionsliste, nur Geschäfte mit einzelnen Geldhäusern und Unternehmen sind untersagt.
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Doch Putin hätte die eingenommenen Dollar durchaus umleiten können, um notleidende Firmen zu stützen, die auf der schwarzen Liste stehen. Damit hätte der Kreml die Sanktionen umgehen können.

Russland wollte unbedingt westliche Banken beteiligen, nicht nur um die Emission geräuschlos über die Bühne zu bekommen. Eigentlich haben nur große Häuser wieGoldman Sachs, Deutsche Bank & Co. die Kraft, Anleihen im Milliardenwert in kurzer Zeit bei Anlegern zu platzieren.

Es sollte aber auch demonstriert werden, dass den westlichen Instituten Geschäfte mit Moskau wichtiger sind als geopolitische Plänkeleien ihrer Heimatländer. Ein solches Signal ist nun krachend misslungen. Die westlichen Banken fürchteten mögliche weitere Milliardenstrafen durch die Regulierungsbehörden.

Putin muss für den Alleingang auch einen ökonomisch hohen Preis bezahlen. Damit VTB überhaupt eine Chance hat, die Papiere zu platzieren, bietet der Kreml für die zehnjährigen Dollar-Anleihen nach Meldungen der Finanzagentur Bloomberg eine Verzinsung zwischen 4,65 und 4,9 Prozent. Der Risikoaufschlag zu US-Staatsanleihen beträgt satte 2,56 Prozentpunkte, bei der letzten großen Dollar-Anleihe 2013 waren lediglich 1,9 Prozentpunkte fällig.


Rezession dürfte anhalten



Russland muss potenziellen Investoren mehr bieten als Kolumbien und fast so viel wie Brasilien. Auch das hätte sich der Kreml nicht träumen lassen. Schließlich haben sich sowohl der Rubel als auch die Kurse an der Börse in Moskau deutlich von ihren Tiefständen erholt.

Mit gut 15 Prozent gehört die russische Börse zu den globalen Gewinnern in diesem Jahr. Der Rubel wiederum hat zum Dollar um fast zehn Prozent aufgewertet.
Darum hat sich der Ölpreis so schnell erholt



Die Entwicklung des Ölpreises ist weiter beherrschendes Thema an den Märkten. Dietmar Deffner im Gespräch mit Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets, zu Entwicklungen und Aussichten für den Ölpreis.Quelle: Die Welt

Dass Russland den Verkauf der Anleihen trotzdem forciert, demonstriert, dass der Kreml dringend auf die Kapitalmärkte angewiesen ist, um das Budgetdefizit zu schließen. Nach Prognosen der Ratingagentur Fitch dürfte das Haushaltsloch in diesem Jahr auf fünf Prozent der Wirtschaftsleistung steigen. Es wäre das größte Minus seit 2010. Ein Grund ist der schwache Ölpreis, das wichtigste Exportgut des Landes. 2016 dürfte die Wirtschaft weiter schrumpfen.


Geld könnte aus Russland kommen



Immerhin zeigt der Verkauf aber auch, dass es offensichtlich Investoren gibt, die Russland harte Devisen leihen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sich der Ölpreis deutlich von den Tiefständen erholt hat und auch der Staatsschatz zuletzt wieder deutlich zugelegt hat. Die von den Märkten taxierte Pleitewahrscheinlichkeit hat sich gegenüber den Höchstständen auf 17 Prozent nahezu halbiert.
Foto: Infografik Die Welt

"Es scheint Interesse von globalen Investoren zu geben", sagte Sergej Strigo, Manager bei Amundi der Agentur Bloomberg. Für viele Anleger dürfte es jedoch schwierig werden, von einer russischen Bank wie VTB die Papiere direkt zu kaufen. "Jeder hat seine eigenen Regeln und man wird sehen, wer kaufen darf und wer nicht."

Andere vermuten, dass Moskau auch hier eine eigene Lösung finden wird. Große russische Banken hätten massive Liquidität in Dollar, die sie dem eigenen Staat auch angesichts der attraktiven Konditionen leihen könnten. Das große Comeback auf der Finanzbühne sieht aber anders aus.

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