Am 7. Dezember 1941 griff das mit Deutschland verbündete Kaiserreich Japan den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor an und zog damit die USA in den Zweiten Weltkrieg. Hitler, der nicht in Japans Angriffsplan eingeweiht war, begrüßte den Angriff euphorisch: Nun könne Deutschland den Krieg nicht mehr verlieren.[355] Im Reichstag erklärte er am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg, ohne dass der Dreimächtepakt ihn dazu verpflichtete, ohne vorher seine Generäle zu konsultieren und ohne die militärstrategischen und wirtschaftlichen Folgen für die eigene Kriegführung kalkulieren zu lassen.[356] Historiker nehmen verschiedene Gründe dafür an: Hitler habe für 1942 ohnehin mit dem Eingreifen der USA gerechnet und ihre seit dem Leih- und Pachtgesetz begonnenen Rüstungslieferungen an Großbritannien und die Sowjetunion als Kriegseintritt gewertet. Er habe ihre Kriegserklärung nicht abwarten wollen, um ein Zeichen der Stärke zu setzen. Er habe immer noch mit dem baldigen Sieg über die Sowjetunion gerechnet und dann einen „Weltblitzkrieg“ mit dem Ziel deutscher Weltherrschaft führen wollen. Er habe Einzelsiege der USA gegen die Achsenmächte und etwaige bilaterale Friedensverhandlungen von vornherein ausschließen wollen. Er habe sich die Möglichkeit eines U-Boot-Krieges im Atlantik eröffnen wollen. Er habe im Wissen um die unvermeidbare Niederlage Deutschlands Untergang herbeiführen wollen.[357]
Im Krieg wurde Hitler zu einem „Workaholic“, der vor allem mit Details beschäftigt war, ohne sich erholen zu können, umgeben von der immer gleichen, wenig inspirierenden Entourage. Nächte mit wenig Schlaf und tägliche lange Besprechungen mit führenden Militärs folgten aufeinander. Sein Arbeitsstil war Folge der extrem personalisierten Herrschaft und seiner Unfähigkeit, Autorität zu delegieren. Seine egomanische Überzeugung, nur er könne den Sieg gewährleisten, verstärkte sein Misstrauen gegen seine Generäle und vermehrte cholerische Wutausbrüche. Dies zerstörte ab 1940 die geregelte Arbeit der Regierung und des militärischen Kommandos, was mit Hitlers Übernahme der Heeresführung in der Winterkrise 1941 deutlich wurde. Bei Angelegenheiten, die die Heimatfront betrafen, beanspruchte er kompromisslos die Autorität, intervenierte dann aber nur sporadisch und unsystematisch, um Untätigkeit zu verschleiern.[358]
Anfang 1943 verlor die Wehrmacht mit ihren bislang höchsten Verlusten die Schlacht von Stalingrad. Diese Niederlage gilt als Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs. Hitler war dafür verantwortlich, da er dem Befehlshaber der 6. Armee den Rückzug aus Stalingrad verboten hatte, solange dies noch operativ möglich gewesen war, ohne die Heeresgruppe A, die bis zum Kaukasus vorgestoßen war, zu gefährden. Hitler selbst äußerte danach, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen sei.[359]
Das Deutsche Afrikakorps (DAK) verlor die zweite Schlacht von El-Alamein, und Rommel befahl am 4. November 1942 gegen Hitlers Befehl wegen erdrückender Übermacht der Briten den Rückzug. In Tunesien wurde das DAK von britischen und inzwischen eingetroffenen US-Truppen in die Zange genommen („Operation Torch“). Rommels Bitte vom März 1943, Tunesien räumen und seine Truppen nach Sizilien zurückziehen zu dürfen, lehnte Hitler strikt ab und berief Rommel aus Nordafrika ab. Am 12. Mai 1943 kapitulierten 150.000 deutsche und 100.000 italienische Soldaten bei und in Tunis. Diese Niederlage deuteten viele Deutsche als „zweites Stalingrad“ oder „Tunisgrad“.[360]
Hitler spricht beim Staatsakt zum umgedeuteten „Heldengedenktag“ (heute wieder Volkstrauertag) der gefallenen Soldaten in Berlin, 21. März 1943
Anfang April 1943 traf Hitler Mussolini im Schloss Kleßheim bei Salzburg und lehnte dessen Eintreten für einen Kompromissfrieden im Osten kategorisch ab. Mit langen Monologen über die preußische Geschichte versuchte er, Mussolini zur Fortsetzung des Krieges zu bewegen.[361] Auch die verbündeten Machthaber von Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Norwegen, der Slowakei, Kroatien und Frankreich traf er bis Ende April in Kleßheim, um ihren Widerstandswillen durch Schmeichelei, gutes Zureden und kaum verhüllte Drohungen zu stärken.[362] Mit Hilfe eigens angefertigter Karten des OKW, auf denen der Frontverlauf im Osten falsch eingetragen und die Kräfte des Gegners sowie die eigenen nicht erkennbar waren, beschönigte er die Lage.[363]
Anfang 1944 erlangten die alliierten Bomber- und Jagdverbände allmählich die Luftüberlegenheit und zerstörten viele große und mittlere deutsche Städte durch Flächenbombardements. Trotzdem ließ Hitler weiterhin auch Bomben- statt vermehrt Jagdflugzeuge zur Bekämpfung dieser Angriffe bauen. Nach der „Operation Gomorrha“ gegen Hamburg im Juli 1943, bei der über 30.000 Menschen im Feuersturm umkamen, weigerte er sich, die zu mehr als 50 Prozent zerstörte Stadt zu besuchen, empfing keine Delegation der Rettungsdienste und hielt keine Rundfunkrede.[364] Nach drei Großangriffen auf Berlin im August und September 1943 notierte Goebbels in sein Tagebuch, dass man „vor allem beklagt, daß bezüglich des Luftkriegs von seiten des Führers kein erklärendes Wort gesprochen wird“.[365]
Hitlers strategische Fehlentscheidungen begünstigten die „Operation Overlord“ am 6. Juni 1944. So hatte er zwar zunächst die Normandie als Invasionsgebiet angenommen, sich jedoch von seinem Stab wieder davon abbringen lassen und glaubte noch am 13. Juni an ein Täuschungsmanöver. Er verbot, Truppen von anderen Küstenabschnitten abzuziehen[366] und vermutete eine Landung beim Pas-de-Calais. Die deutschen Truppen in der Normandie wurden an unerwarteter Stelle überrascht und konnten nicht mehr rechtzeitig durch zwei bei Paris stationierte Panzerdivisionen verstärkt werden, auch weil Adolf Hitler – als einziger befugt, diese Reserven freizugeben – den Großteil des Angriffs bis nach 10 Uhr morgens im Berghof (Obersalzberg) verschlief, da niemand in seinem Stab sich traute, ihn zu wecken. „Diese Verzögerung war entscheidend.“[367] Als alliierte Truppen im August 1944 auf Paris vorrückten, befahl Hitler, die Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen und nahm damit ihre Zerstörung in Kauf. Nach anfänglichem Widerstand ignorierte der deutsche Stadtkommandant Dietrich von Choltitz Hitlers Befehl und übergab Paris kampflos und nahezu unversehrt an den französischen General Philippe de Hauteclocque.
Weil Hitler merkte, dass er das Vertrauen der Deutschen verloren hatte und ihnen keine Triumphe mehr verkünden konnte, redete er 1944 nicht mehr öffentlich[368] und nur dreimal (am 30. Januar, 21. Juli und 31. Dezember) im Rundfunk.[369] Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich rasch. Wahrscheinlich litt er an der Parkinson-Krankheit, die aber seine politisch-militärische Entscheidungsfähigkeit kaum beeinflusste.[370] Trotz fortwährender Niederlagen, immenser Opfer, gewaltiger Zerstörungen und des Wissens um die unvermeidbare deutsche Niederlage ließ Hitler den Krieg fortsetzen. Seine Eingriffe in die Kriegführung, etwa das Verbot, gefährdete Truppenteile frühzeitig zurückzuziehen (→ Fester Platz), bewirkten massive Verluste auf Seiten der Wehrmacht.
In einer von zahlreichen Illusionen bestimmten Gesamtbeurteilung hatte Hitler schon Mitte August 1944 erwogen, gegen die Westalliierten einen empfindlichen militärischen Schlag zu führen, der den Zusammenbruch der Anti-Hitler-Koalition bewirken sollte. Vier Tage vor Beginn der Ardennenoffensive sagte er zu seinen Kommandeuren, dass der Feind, „ganz gleich, was er auch tut, nie auf eine Kapitulation rechnen kann, niemals, niemals“; dieser werde schließlich „eines Tages einen Zusammenbruch seiner Nervenkräfte erleben“.[371]
Die ersten Vorbereitungen für die Offensive liefen, unter größter Geheimhaltung, im Spätsommer 1944 an. Hauptziel der Offensive war die Hafenstadt Antwerpen, für den Nachschub der Alliierten von großer Bedeutung. Sie begann am 16. Dezember 1944 und musste bereits Anfang 1945 abgebrochen werden. Hitler trug dennoch weiter öffentlich höchste Zuversicht zur Schau und feuerte Menschen in seiner Umgebung an. Gegenüber Nicolaus von Below gab er jedoch zu, der Krieg sei verloren. Das führte er wie üblich auf Verrat und Versagen anderer zurück. Er strebte jetzt nur noch seinen Platz in der Geschichte an: „Wir kapitulieren nicht, niemals. Wir können untergehen. Aber wir werden eine Welt mitnehmen.“[372] Dabei machte Hitler auch vor dem eigenen Volk nicht halt. Der Terror kehrte heim ins Reich:[373]
„Der Führer erwartet, daß die Gauleiter die ihnen damit gestellte Aufgabe mit der erforderlichen Härte und Folgerichtigkeit durchführen und rücksichtslos jede Auflösungserscheinung, Feigheit und Defaitismus mit den Todesurteilen der Standgerichte niederhalten. Wer nicht für sein Volk zu kämpfen bereit ist, sondern ihm in ernstester Stunde in den Rücken fällt, ist nicht wert, weiter zu leben und muss dem Henker verfallen.“
Grafitti im von amerikanischen Alliierten befreiten Konzentrationslager Buchenwald im April 1945: „Hitler muss sterben, damit Deutschland lebt“. Davor befindet sich eine gehängte Hitler-Puppe.
Am 7. März erreichten US-Soldaten die unzerstörte Brücke von Remagen südlich des Ruhrgebiets. Hitler ließ ein „Fliegendes Standgericht“ an die Westfront entsenden, das fünf Offiziere der Brückenmannschaft von Remagen am 9. März zum Tode verurteilte.[374] Am 23. März begann die Rheinüberquerung nördlich des Ruhrgebiets bei Wesel durch britische Truppen. Damit war der Krieg im Westen endgültig verloren, aber Hitler weigerte sich, zu kapitulieren. Er sah nur noch in einem „Kampf bis zum Letzten“ Sinn, um so wenigstens von zukünftigen Generationen geachtet zu werden.[375]
Seit Anfang seiner politischen Karriere dachte Hitler in extremen Alternativen: Deutschland werde siegen oder untergehen. Je unwahrscheinlicher ein Sieg wurde, desto totaler sollte die deutsche Niederlage sein.[376] Gegenüber Speer erklärte er am 18. März 1945, es sei nicht notwendig, Rücksicht auf die Grundlagen zu nehmen, die das Volk zu seinem primitivsten Weiterleben brauche. Es sei besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Das Volk habe sich als das schwächere erwiesen, und die Zukunft gehöre ausschließlich dem stärkeren „Ostvolk“. Am 19. März befahl Hitler per Führererlass (später „Nerobefehl“ genannt) die Zerstörung aller Infrastrukturen beim Rückzug des Heeres. Er beauftragte Speer und die Gauleiter, die Zerstörungen durchzuführen, erfuhr aber, dass Speer seinen Befehl sabotiere. Dieser bestritt dies, aber Goebbels sah darin Hitlers Autorität schwinden.[377]
Widerstand gegen Hitler
→ Hauptartikel: Widerstand gegen den Nationalsozialismus und Liste der Attentate auf Adolf Hitler
Zwischen 1933 und 1945 übten Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen aus verschiedenen Gründen Widerstand gegen Hitlers Regime aus. Nur wenige lehnten von vornherein seine Diktatur ab. Die verfolgten Kommunisten und Sozialdemokraten hatten schon vor 1933 gewarnt: „Hitler bedeutet Krieg!“[378] Die Exil-SPD Sopade versuchte, die Deutschen vom Ausland aus zu beeinflussen und rief sie am 30. Januar 1936 mit der Flugschrift „Für Deutschland – gegen Hitler!“ zum Aufstand gegen dessen Regime auf.[379]
Hitler-Attentäter Georg Elser auf einer deutschen Briefmarke, 2003
Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ nach dem Attentat vom 20. Juli 1944
Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf einer bundesdeutschen Briefmarke, 1964
Seit Februar 1933 gab es viele anonyme Attentatsdrohungen gegen Hitler. Mindestens 19 Attentate wurden auf ihn verübt; 20 weitere scheiterten bereits im Planungsstadium oder wurden vereitelt, die meisten ab 1939, als sein Kriegskurs unübersehbar geworden war. Einzeltäter waren u. a. der von der nationalsozialistischen Oppositionsgruppe „Schwarze Front“ beauftragte Helle Hirsch im Dezember 1936, der Schweizer Theologiestudent Maurice Bavaud im November 1938 und der Handwerker Georg Elser.[380] Dessen selbstgebastelter Sprengsatz explodierte am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller nur Minuten später, nachdem Hitler seine Rede dort beendet hatte. Elser wurde als „Sonderhäftling des Führers“ im KZ Dachau am 9. April 1945 auf Hitlers persönlichen Befehl ermordet.[381]
Die 1934 gegründete Bekennende Kirche widersprach zwar staatlichen Übergriffen auf die Kirchenorganisation, kaum aber Staatsverbrechen. Viele ihrer Mitglieder wählten die NSDAP, billigten die Aufhebung der Demokratie und die Judenverfolgung.[382] Pastor Dietrich Bonhoeffer kritisierte den Führerkult im Februar 1933 in einem Rundfunkvortrag („Führer und Amt, die sich selbst vergotten, spotten Gottes“) und forderte im April 1933 kirchlichen Widerstand gegen Menschenrechtsverletzungen des Hitlerregimes. Nach den Novemberpogromen 1938 half er im Kreis um Hans Oster aktiv mit, ein Attentat auf Hitler vorzubereiten.[383]
1938 bildeten sich auch konservative und innermilitärische Widerstandsgruppen wie der Goerdeler-Kreis und der Kreisauer Kreis.[384] Ihre Umsturzpläne setzten auf Teile der Wehrmacht, hatten daher nur bei einer Tötung Hitlers Erfolgsaussicht und konnten nur von Personen mit Zugang zum engsten Führungskreis um ihn ausgeführt werden. Diese hatten Hitler unbedingte Treue geschworen; schwere Gewissenskonflikte waren also unvermeidbar.[385] In der Septemberverschwörung planten einige hohe Militärs und Beamte im Auswärtigen Amt, dass Hauptmann Friedrich Wilhelm Heinz am 28. September 1938 mit einem Stoßtrupp in die Reichskanzlei eindringen und Hitler in einem Handgemenge erschießen sollte.[386] Als dieser überraschend einem Kompromiss für das Münchner Abkommen zustimmte, erschien es aussichtslos, seinen Sturz mit „militärischem Abenteurertum“ zu rechtfertigen.[387] Daraufhin unterblieb das Attentat, das von Brauchitsch und Halder nur halbherzig unterstützt hatten.[388] Die an der Verschwörung beteiligten Militärs im OKH und in der Amtsgruppe Abwehr des OKW hielten Hitlers Vorhaben, Frankreich schon 1939 anzugreifen, für undurchführbar und wollten diesen Angriff mit einem weiteren Putschversuch verhindern. Nach Elsers Attentat wurden die Vorkehrungen zu Hitlers Schutz jedoch verschärft. Brauchitsch fürchtete nach einem Wutausbruch Hitlers am 5. November 1939, dieser wisse über den bevorstehenden Putschversuch Bescheid. Daraufhin nahm Hans Oster an, dass eine für den 11. November 1939 geplante Sprengstoffübergabe an Erich Kordt zu riskant sei; somit unterblieb auch dieses geplante Attentat.[389]
Die als Weiße Rose bekannt gewordene Münchner Gruppe versuchte bis zur Verhaftung der Geschwister Scholl am 18. Februar 1943, die Deutschen, besonders die Jugend, mit Flugblättern zum Widerstand zu bewegen. Hauptgrund waren NS-Verbrechen wie der Holocaust, von dem die Gruppe über Auslandssender wusste. Die Mitglieder wurden am 22. Februar 1943 hingerichtet.
Nach der Niederlage in Stalingrad versuchten einige Offiziere der Heeresgruppe Mitte erneut, Hitler zu töten. Die Bombe, die Henning von Tresckow am 13. März 1943 in Hitlers Flugzeug schmuggelte, zündete nicht.[390] Am 21. März 1943 wollte Rudolf-Christoph Freiherr von Gersdorff sich während einer Ausstellung im Berliner Zeughaus zusammen mit Hitler in die Luft sprengen. Dieser verließ die Ausstellung aber schon nach wenigen Minuten, bevor der Säurezünder wirksam werden konnte. Von Gersdorff konnte den Zünder noch rechtzeitig entschärfen.[391]
Das Attentat vom 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier Wolfsschanze verletzte vier Anwesende tödlich; Hitler blieb fast unverletzt. Er äußerte direkt danach: Die Vorsehung habe ihn gerettet, damit er seinen „Auftrag“ zu Ende führen könne. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der die Bombe abgelegt und einen Staatsstreich zur Beendigung des Krieges vorbereitet hatte, und drei seiner Mitstreiter wurden ohne Prozess und ohne Hitlers Einverständnis am 21. Juli kurz nach Mitternacht im Hof des Bendlerblocks in Berlin von einem Erschießungskommando exekutiert.[392]
Im Rundfunk erklärte Hitler den Deutschen, eine „ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer Offiziere“ habe geplant, ihn und den Wehrmachtführungsstab „auszurotten“.[393] Anders als beim Dolchstoß 1918 würden diesmal die Verbrecher „unbarmherzig ausgerottet werden“. Die Wehrmacht sollte die beteiligten Offiziere zuerst ausschließen, der Volksgerichtshof sollte sie dann als gewöhnliche Kriminelle zum Tod verurteilen und innerhalb von zwei Stunden hängen lassen, damit sie ihre Motive und Ziele nicht erklären konnten. Roland Freisler, der auch in der NSDAP als „Blutrichter“ galt, war sofort bereit, ganz im Sinne Hitlers zu urteilen. Dieser nutzte das gescheiterte Attentat, um Widerstände gegen seine Kriegführung in den Stäben der Wehrmacht endgültig auszuschalten und skeptischen Generälen die Schuld an den verlorenen Schlachten zu geben.[394]
Eine 400 Mitarbeiter starke Gestapo-Kommission deckte ein weit verzweigtes Verschwörernetz auf und fand am 22. September 1944 in Zossen Akten, die Absprachen für Putschversuche vor 1939 und damit eine dauerhafte militärische Opposition gegen Hitler belegten. Dieser verbot dem Volksgerichtshof, die Dokumente in den laufenden Prozessen zu verwenden: Die Deutschen sollten nicht erfahren, dass der Attentatsversuch Vorläufer hatte und nicht nur von wenigen geplant worden war.[395] Ab August 1944 verurteilte der Volksgerichtshof in mehr als 50 Prozessen über 110 Personen des 20. Juli 1944 zum Tod; 89 davon wurden bis zum 30. April 1945 im Gefängnis Berlin-Plötzensee an Fleischerhaken erhängt.[396] Insgesamt wurden etwa 200 Personen als Beteiligte hingerichtet.[397]
Ende im Bunker
Ab 16. Januar 1945 lebte Hitler meist in den Räumen des Bunkers im Garten der Alten Reichskanzlei in Berlin. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt am 20. März 1945 zeichnete er 20 Hitlerjungen und 30 SS–Soldaten mit dem Eisernen Kreuz für ihre „Heldentaten bei der Verteidigung Berlins“ aus.[398]
Als Präsident Roosevelt am 12. April 1945 starb, hoffte Hitler kurzzeitig auf einen Zerfall der Anti-Hitler-Koalition und drängte die Soldaten der Wehrmacht mit der Drohung sowjetischer Gräueltaten am 16. April nochmals zum bedingungslosen Weiterkämpfen. Am 20. April 1945 empfing er im Führerbunker letztmals Gäste zu seinem Geburtstag. Am 22. April erlitt er einen Nervenzusammenbruch, als er erfuhr, dass SS-Obergruppenführer Felix Steiner den befohlenen Entsatzangriff seiner Armeegruppe in der Schlacht um Berlin als undurchführbar verweigert hatte. Hitler klagte, nun sei alles verloren, auch die SS habe ihn verraten, und entließ Teile seines Stabes. Er beschloss, in Berlin zu bleiben, und beauftragte seinen Chefadjutanten, SS-Obergruppenführer Julius Schaub, alle Papiere und Dokumente aus seinen Privattresoren in Berlin, München und auf dem Berghof zu verbrennen.[399] Am 25. April hörte Hitler von der Siegesfeier von US-Soldaten mit Rotarmisten in Torgau und von der Einkesselung ganz Berlins durch die Rote Armee. Er ließ sich laufend über deren Vorrücken in das Stadtzentrum unterrichten.
Am 27. April soll Hitlers Entschluss zum Suizid festgestanden haben, um Rotarmisten nicht lebend in die Hände zu fallen und einer Strafe für seine Verbrechen zu entgehen. Am 28. April erfuhr er von Himmlers seit Monaten laufenden Geheimverhandlungen mit den Alliierten über einen Separatfrieden und seinem „Angebot“, dafür den laufenden Holocaust an den ungarischen Juden einzustellen. Aus Rache an Himmler ließ er den Verbindungsoffizier der Waffen-SS zum Führerhauptquartier, Hermann Fegelein, festnehmen und erschießen. Gegen Mitternacht heiratete er seine Lebensgefährtin Eva Braun. Danach diktierte er seiner Sekretärin Traudl Junge ein kurzes privates und sein politisches Testament. Darin ernannte er Karl Dönitz zu seinem Nachfolger als Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Goebbels zum neuen Reichskanzler, schloss Göring und Himmler aus der NSDAP aus und rief die Deutschen zur unbedingten Fortsetzung des Krieges, Einhaltung der Nürnberger Gesetze und weiteren Judenvernichtung auf. Am Abend des 29. April erfuhr er von Mussolinis Erschießung am Vortag und eventuell auch von der Schändung seiner Leiche. Dies bestärkte seinen Entschluss zum Suizid.[400]
Schlagzeile in der US-Army-Zeitung Stars and Stripes nach Hitlers Tod
Am 30. April mittags verteilte er Giftampullen an seine Begleiter und erlaubte ihnen private Ausbruchsversuche. Die Wirkung des Gifts ließ er vorher an seiner Schäferhündin erproben, ohne dabei anwesend zu sein. Etwa um 15:30 Uhr schluckte Eva Braun Gift; Hitler erschoss sich.[401] Martin Bormann und andere aus dem Führerbegleitkommando verbrannten wie befohlen ihre Leichen im Garten der Neuen Reichskanzlei und begruben die Überreste mit anderen Leichen in einem Bombenkrater in der Nähe des Bunkerausgangs.[402] Das OKW meldete Hitlers Tod erst am Abend des 1. Mai im Radio und verschwieg dabei seinen Suizid.[403]
Am 10. Mai legte Fritz Echtmann, langjähriger Assistent von Hitlers Zahnarzt Hugo Blaschke, den sowjetischen Besatzern Gebissteile und Zahnbrücken zweier Leichen vor, die er als von Hitler und Eva Braun stammend identifizierte. Spätere Untersuchungen bestätigten die Identifizierung.[404] Die Sowjets hielten die Ergebnisse aus politischen Gründen geheim. Das löste viele Verschwörungstheorien aus. Um diese einzudämmen, belegte der britische Historiker Hugh Trevor-Roper Hitlers Tod 1947 anhand vieler Indizien und Zeugenaussagen und begründete damit eine westliche „Hitler-Tod“-Forschung.[405] Nach Berichten von 1990 sollen Hitlers und Eva Brauns Überreste mehrmals anderswo begraben und 1970 vollständig verbrannt und als Asche in einen Fluss gestreut worden sein.[406] Hitler zugeschriebene Schädelteile im russischen Staatsarchiv gehören nach neuen Untersuchungen einer Frau an.[407]
Dönitz ließ gemäß Hitlers letztem Willen zunächst weiterkämpfen und lehnte eine Gesamtkapitulation ab. Am 8. Mai 1945 erfolgte jedoch die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht, mit der der Zweite Weltkrieg in Europa endete. Weltweit verloren mehr als 66 Millionen Menschen ihr Leben.[408] Weitere Millionen wurden verletzt, zu dauerhaft Kriegsversehrten, obdachlos, vertrieben, deportiert oder inhaftiert. Viele Städte Europas und Ostasiens waren zerstört. Das Deutsche Reich wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt und seine Ostgebiete teils unter polnische, teils sowjetische Verwaltungshoheit gestellt. Knapp zwölf Millionen Deutsche wurden aus den damaligen Ostgebieten vertrieben. Später folgten die jahrzehntelange Teilung Europas und die deutsche Teilung.
1956 sagte Otto Günsche vor Gericht aus, er habe Hitler zuletzt in einem Sessel neben der Couch (nicht darauf) sitzen sehen. Das Gericht beurteilte seine Aussage als zutreffend und erklärte Hitler am 25. Oktober 1956 juristisch für tot.[409]
Historische Einordnungen
Die NS-Forschung fragt vor allem, wie Hitler ohne berufliche und charakterliche Qualifikation zum Kanzler und Diktator aufsteigen konnte, welche Ziele er hatte und welche Rolle er im NS-Staat spielte, besonders im Krieg und beim Holocaust.[410]
Friedrich Meinecke war 1946 der Ansicht, Hitler sei vom preußischen Militarismus stark gefördert worden, habe die Kanzlerschaft aber nur zufällig von Hindenburg erhalten. Mit ihm sei ein „satanisches Prinzip“ und „innere Fremdherrschaft“ in die deutsche Geschichte getreten. Er sei „nicht zu unserer Rasse gehörig“.[411] Diese Sicht diente in der Nachkriegszeit dazu, „alles oder fast alles Hitler und eben nicht ‚den Deutschen‘ zur Last“ zu legen.[412]
Schon 1936 hatte Konrad Heiden Hitlers Politik als detaillierten Plan zum Erringen der Weltherrschaft beschrieben. Dagegen erklärte Hermann Rauschning 1939, Hitler sei ein Machtpolitiker ohne klare Ziele und benutze außenpolitische Gelegenheiten nur für Machtgewinn. Dieser Sicht folgte 1952 Alan Bullock, der erste international anerkannte Hitlerbiograf: Hitler sei ein nur vom „Willen zur Macht“ gelenkter „völlig prinzipienloser Opportunist“ gewesen. Laut Alan J. P. Taylor (1961) wollte Hitler wie frühere deutsche Politiker nur Deutschlands kontinentale Großmachtstellung wiederherstellen. Dagegen begründete Hugh Trevor-Roper 1960 mit späteren Aussagen Hitlers seine Ansicht, Hitler habe konsequent sein frühes Lebensraum-Konzept durchgehalten und verwirklicht.[413]
Günter Moltmann vertrat 1961 die Ansicht: Hitler habe die Weltherrschaft angestrebt. Andreas Hillgruber führte 1963 aus: Hitler habe zuerst Kontinentaleuropa, dann den Nahen Osten und die britischen Kolonien erobern wollen, um später die USA besiegen und dann die Welt beherrschen zu können.[414] Klaus Hildebrand, Jost Dülffer, Jochen Thies, Milan Hauner und andere „Globalisten“ stützten Hillgrubers These mit Spezialuntersuchungen. Auch für die „Kontinentalisten“ (Trevor-Roper, Eberhard Jäckel, Axel Kuhn) bestimmte Hitler die NS-Außenpolitik und hielt sein rassistisches Lebensraumprogramm und eine dauerhafte Weltmachtstellung Deutschlands bei allen taktischen Wendungen als Kernziele durch.[415]
Schon 1941 meinte Ernst Fraenkel: Die Konkurrenz zwischen Verwaltungsbehörden und NSDAP habe Hitlers Handlungsspielraum begrenzt.[416] In den 1970er Jahren stritt die Forschung darüber, ob eher individuelle Absichten oder eher allgemeine Entwicklungen und anonyme Machtstrukturen die NS-Zeit bestimmten bzw. ob Hitler eher ein „starker“, die Geschichte eigenwillig bestimmender oder eher ein „schwacher“, auf Zeitumstände und Sachzwänge reagierender Diktator war.[417]
Hitlers Rolle beim Holocaust war besonders umstritten. „Intentionalisten“ wie Hillgruber und Jäckel[418] sahen Hitlers „rassenideologisches Programm“ und konsequent verfolgte Vernichtungsabsicht als entscheidenden Faktor, auch wenn er nicht jede einzelne Eskalationsstufe des Holocaust initiiert habe.[419] „Funktionalisten“ wie Hans Mommsen und Martin Broszat dagegen erklärten den Holocaust aus einer kumulierenden Eigendynamik und einem komplexen Bedingungsgeflecht von vorauseilendem Gehorsam, innenpolitischer Funktionalisierung und selbstgeschaffenen Sachzwängen. Hitlers antisemitische Rhetorik habe diesen Prozess nur ausgelöst.[420]
Neuere Spezialuntersuchungen zum „Räderwerk der Vernichtung“ haben diesen Deutungsstreit überholt.[421] Peter Longerich bewies mündliche Befehle Hitlers zur Judenvernichtung und seine treibende Kraft bei deren Durchführung im Prozess gegen den Holocaustleugner David Irving (1995–2000).[422] Auch Raul Hilberg, dessen bahnbrechende Arbeit Die Vernichtung der europäischen Juden von 1961 den Holocaust aus dem Zusammenspiel der verschiedenen Machtgruppen und Behörden im NS-System erklärte, betonte 2002: Dass Hitler seinen Antisemitismus „zum Regierungsprogramm machte, führte zum Mord an den europäischen Juden“.[423] Kershaw fasste 2009 zusammen:[424]
„Hitlers Rolle war entscheidend und unverzichtbar auf dem Weg zur Endlösung. […] ohne Hitler und das einzigartige Regime, an dessen Spitze er stand, wäre die Schaffung eines Programms zur Verwirklichung der physischen Ausrottung der Juden Europas undenkbar gewesen.“
1961 hatte Waldemar Besson eine Hitlerbiografie, die ihn als prägenden Repräsentanten der NS-Zeit darstelle, zur wichtigsten Aufgabe der Geschichtsschreibung erklärt.[425] Die NS-Forschung verwarf Hitlerbiografien von Zeitzeugen wie Helmut Heiber (1960), Hans Bernd Gisevius (1963), Ernst Deuerlein (1969)[426] und Robert Payne (1973) wie auch Bestseller von Geschichtsrevisionisten wie Erich Kern, David Irving und Werner Maser sowie Werke zur Psychopathographie Adolf Hitlers von Walter Charles Langer, Rudolph Binion und Helm Stierlin als wissenschaftlich wenig ertragreiche „Hitler-Welle“.[427]
Auch die Hitlerbiografie von Joachim Fest (1973) wurde als auf die Einzelperson fixierter „Hitlerismus“ kritisiert, da sie großenteils auf seinen Gesprächen mit Albert Speer beruht und Hitlers Vernichtungspolitik aus einem Charakterzug zur Selbstzerstörung erklärte.[428] Broszat lehnte jede Erklärung von Hitlers Politik nach 1933 aus seiner frühen Biografie als unzulässigen Rückschluss von historischen Wirkungen auf persönliche Ursachen ab.[429]
Faschismustheorien wiederum sahen Hitler nur als austauschbare Figur und vernachlässigten seine individuellen Absichten und Taten. In der DDR erschien deshalb keine Hitlerbiografie.[430] Gerhard Schreiber stellte 1983 als westlichen Forschungskonsens heraus: Hitler sei für den Nationalsozialismus unersetzlich und die NS-Zeit ohne ihn undenkbar gewesen. Diese Wirkung hätten auf Hitlers „Persönlichkeit“ fokussierte Biografien kaum erklärt. Man müsse auch die historischen Bedingungen für seinen Werdegang darstellen.[431] Diesem Anspruch versuchte Ian Kershaw mit seiner zweiteiligen Hitlerbiografie (1998; 2000) zu genügen. Sie erklärt Hitlers Aufstieg mit Max Webers Modell der „charismatischen Herrschaft“: Aufgrund der sozialen Bedingungen nach dem Ersten Weltkrieg habe der „Führermythos“ Hitlers Popularität und seine späteren Anfangserfolge begründet. Seine Macht habe darauf beruht, dass seine Anhänger und große Teile der deutschen Gesellschaft bereit waren und sich verpflichteten, auch ohne direkte Befehle „im Sinne des Führers ihm entgegenzuarbeiten“, wie es der NSDAP-Beamte Werner Willikens 1934 ausdrückte.[432]
Ludolf Herbst kritisierte: Kershaw deute Hitlers charismatische Herrschaft als vom Glauben der Beherrschten getragene soziale Beziehung und somit als Produkt gesellschaftlicher Erwartungen. Dabei bleibe unbeachtet, ob und wie dieses Charisma den politischen Alltag bestimmt habe. Ein Glaube der meisten Deutschen an außergewöhnliche Fähigkeiten Hitlers, der die NS-Herrschaft legitimiert habe, sei nicht beweisbar. Die NS-Propaganda habe Hitlers Charisma künstlich geschaffen, um Heilserwartungen der Deutschen auszunutzen
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subota, 17. rujna 2016.
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